In einem sich stetig wandelnden medialen Ökosystem steigen die Anforderungen an präzise Reichweitenmessungen und verlässliche Werbewährungen kontinuierlich. Im Herzen dieses Wandels stehen die Joint Industry Committees (JICs), welche sich immer öfter in intensiven Debatten wiederfinden. Vielleicht ist es an der Zeit, von einer einheitlichen Medienwährung namens X-Topia zu fantasieren.
Ein aktuelles Beispiel ist die agma mmc mit ihrer Vorstellung der „Digitalen Nutzungsstudie der agma“ oder kurz „DNA“. In einer Zeit, in der Deutschland nach einem konsistenten Ansatz für die Messung crossmedialer Reichweiten sucht, gibt agma auf LinkedIn einen Vorgeschmack darauf, was in der Pipeline steckt – und dass nur einen Tag nach einem großen Forum der AGF. Könnte es sich hier um eine bewusste Strategie handeln, sich im Wettbewerb um Aufmerksamkeit hervorzutun?
Es scheint ein Wettrennen zwischen der AGF mit ihrem Projekt „X-Reach“ und der agma mit ihrer DNA-Studie zu geben. Obwohl beide Seiten betonen, dass ihre Ansätze unterschiedlich sind, ist der Wettbewerb spürbar. Kontrovers diskutiert wurde auch der Versuch von INFOnline und IVW, mit dem Qualified Client eine gerätebasierte Metrik mit Reichweitencharakter einzuführen – ein Ansatz, der auf dem Markt für Verstimmung sorgte.
Was wäre, wenn der Traum von einer vereinten Medienwährung X-Topia wahr wird?
Hinter den Kulissen findet ein Tauziehen um die zukünftige Reichweitenwährung statt. Was wäre, wenn sich all diese Kräfte an einem Tisch zusammensetzen würden, um gemeinsam eine einheitliche Währung zu schaffen?
Die AGF würde ihre Kompetenz in der Erhebung von Daten im Bereich TV und Streaming einbringen, die agma ihre Kompetenz in der Erstellung einer crossmedialen Studie und der Herstellung von Konsens bei unterschiedlichen Interessenlagen. Die INFOnline würde eine belastbare Aussenvorgabe beisteuern und die IVW würde die erhobenen Daten prüfen. Was würde passieren?
Standardisierung und Klarheit
Ein wiederkehrendes Problem ist die Frage nach den Standards und der Datengranularität. Wenn alle Parteien zusammenarbeiten würden, könnte ein standardisiertes Verfahren entwickelt werden, das alle Marktteilnehmer zufriedenstellt. Dies würde auch dazu beitragen, dass alle Player mit den gleichen Maßstäben messen und vergleichen können.
Effizienz
Eine einheitliche Währung könnte die Ressourcen effektiver nutzen und doppelte Arbeit vermeiden. Sie könnte auf bestehenden Systemen aufbauen, und der Aufwand auf Seiten aller Beteiligten und Nutzern würde so gering wie möglich gehalten.
Kohärente Kommunikation
Anstatt widersprüchlicher oder konkurrierender Botschaften von verschiedenen JICs könnten sich alle Beteiligten auf eine klare, kohärente Kommunikationsstrategie einigen, die den Wert und die Glaubwürdigkeit der gemeinsamen Währung stärkt.
Klarheit für Werbekunden und Agenturen
Werbekunden und Agenturen stehen oft vor der Herausforderung, unterschiedliche Metriken und Messverfahren zu entschlüsseln. Eine vereinheitlichte Währung würde hier Klarheit und Einfachheit bringen, was zu informierten und effektiveren Werbeentscheidungen führen könnte. Es sollte im ureigensten Interesse von Werbekunden und Agenturen liegen, gemeinsam auf die Etablierung einer einheitlichen Währung hinzuwirken.
Die vereinte Medienwährung X-Topia
Das Zusammensetzen von agma, AGF, IVW und INFOnline, um eine gemeinsame Reichweitenwährung zu schaffen, wäre sicherlich keine leichte Aufgabe. Die Interessen und Perspektiven sind vielfältig und oft gegensätzlich. Aber die Vorteile, die sich aus einer solchen Zusammenarbeit ergeben könnten, sind zu verlockend, um sie zu ignorieren. Es würde nicht nur den Organisationsaufwand reduzieren, sondern auch das Vertrauen in die Reichweitenmessung stärken. Doch wie der Name schon suggeriert, scheint diese Utopie weit entfernt. Die individuellen Interessen überwiegen, und die Gelegenheit, sich als starke Einheit gegenüber den dominanten amerikanischen Giganten zu positionieren, wird vertan.
Aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung. Als sich die Eagles 1980 auflösten, erklärte Don Henley in einem Interview, dass sie sich erst wieder vereinen würden, wenn die Hölle zufriert. Vierzehn Jahre später veröffentlichten die Eagles „Hell Freezes Over“. Vielleicht muss erst die Hölle zufrieren, bis alle Beteiligten merken, dass man in Zeiten der Krise besser Brücken als Mauern baut. Wir haben nur leider keine vierzehn Jahre Zeit dafür.
Weiterführende Links:
AGF FORUM 2023: Mind the Gap – Standards als Basis für Innovation: AGF
Ausbau Messung: X-Reach: AGF
Eine neue digitale Reichweitenstudie der Agma entsteht : Die Datentankstelle – planung&analyse
dna | AGMA MMC (agma-mmc.de)
agma dna – Blog auf LinkedIn
Qualified Client – INFOnline GmbH
AGF Videoforschung
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (ivw.de)
Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse | AGMA | AGMA MMC (agma-mmc.de)
Digital Audience Measurement | Made in Germany. (infonline.de)
The Eagles Hell Freezes Over Live
Bild: Leonardo.Ai
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